Oxfam hat Ende letzten Jahres festgestellt, dass aufgrund von Corona die Ungleichheit erstmals in fast allen Ländern gleichzeitig anzusteigen droht. Ein Alarmsignal, das in seiner Konsequenz eine weitere Destabilisierung der geopolitischen Lage bedeuten kann.
Deswegen habe ich am 3. März gemeinsam mit dem Grünen Kreisverband Dithmarschen und der Bundestagskandidatin der Grünen Jugend, Denise Loop, über Arm und Reich in Corona diskutiert. Ebenfalls beteiligt an der Diskussionsrunde waren Julia Bousboa vom PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverband Schleswig-Holstein e.V. und Anna Mayr, Journalistin bei der ZEIT und Autorin des Buches “Die Elenden”.
Im Folgenden gebe ich nicht die Veranstaltung wieder, sondern erläutere, was mich bei dem Thema besonders bewegt.
Die obengenannte Oxfam-Studie stellt fest, dass die 1.000 reichsten Milliardär*innen der Welt bereits neun Monate nach Ausbruch der Pandemie ihren Vermögensstand von vor der Krise erreicht hatten. Bei den Ärmsten wird dies hingegen etwa zehn Jahre dauern. Wir stellen fest: Reichtum kennt keine Krisen.
Blicken wir beispielsweise auf die Kapitalmärkte, die immer noch eine der wichtigsten Grundlagen für Vermögensbildung darstellen. Während weltweit die Arbeitslosgkeit steigt, Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten geraten und ganze Branchen vor dem Ruin stehen, wurde an den Börsen in Zeiten der Corona-Krise reichlich Geld verdient. Zwar gab es zunächst einen deutlichen Einbruch in beinahe allen Branchen und Segmenten, aber auch an diesem temporären Markttief wurde reichlich verdient. Der alte Leitspruch “the best time to buy is when there is blood on the street”, hat sich auch in dieser Krise erneut bewahrheitet. Wer gegen die erwartbaren Kurseinbrüche wettete, machte viel Geld damit. Wer zum Zeitpunkt der Kurseinbrüche investierte und die Aktien hielt, machte ebenfalls viel Geld. Viel falsch machen, konnte und kann man an der Börse zurzeit offenbar nicht. Es braucht keinen Finanz-Guru, um in Branchenriesen wie Tesla oder Krisenprofiteuren wie Zoom und andere zu investieren.
Das letzte Jahr hat uns ebenfalls deutlich vor Augen geführt, wie stark die Kapitalmärkte mittlerweile von der Realwirtschaft entkoppelt sind. Der Aktienkurs muss offenbar nicht zwangsläufig in den Keller fallen, wenn das Unternehmen am Boden liegt. Gleichwohl liegt das Unternehmen aber am Boden, wenn der Aktienkurs in den Keller geht. Eine gefährliche einseitige Abhängigkeit.
Mit den Wirtschaftshilfen für große Aktiengesellschaften und Unternehmen wurden in den vergangenen Monaten massiv Vermögen und Erben geschützt. Es drohen wieder Gewinne privatisiert und Verluste vergesellschaftet zu werden. Auch deswegen werden wir mehr über Reichtum und Armut sprechen müssen.
Das Privatvermögen in Deutschland ist mit 6,8 Billionen Euro so hoch wie noch nie und war gleichzeitig noch nie so ungerecht verteilt wie heute. Corona verschärft diese Krise indem die Armen am meisten verlieren. Der Verlust der einen bedeutet zudem oft den Gewinn der anderen.
Wir werden daher mit Blick auf die baldige Bundestagswahl eine ernsthafe Diskussion über Arm und Reich führen. Ohne Angst vor angeblichen „Neiddebatten“ und anderen Nebelkerzen.
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