Es gilt das gesprochene Wort!
TOP 15 – Gedenken an die Opfer der Corona-Pandemie
Dazu sagt der stellvertretende Vorsitzende der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Lasse Petersdotter:
Es wäre naheliegend, diese Rede mit einem Rückblick zu beginnen. Ich möchte ganz bewusst darauf verzichten. Ich habe großes Verständnis für all jene, die durch die Pandemie schwere Verluste erlitten haben, sich in Trauer befinden, nur eingeschränkt Abschied nehmen konnten und einen Abschluss finden wollen. Die einen Raum und einen Ort hierfür suchen und für die der Friedhof nicht der richtige Ort für Trauer, Innehalten oder Gebet ist.
Ich habe aber auch großes Verständnis für die, denen das kollektive Gedenken oder gar ein kollektives Abschließen wollen zu früh ist. und deren Angehörigen zur Stunde noch auf den Intensivstationen behandelt werden.
Ich bin nicht in der Lage zu sagen, wie und wann ein kollektives Gedenken und auch ein kollektives Überwinden, Versöhnen und Wiederausbrechen angemessen ist. Wir sind aber auch nicht in der Position, das zu entscheiden. Denn die gesellschaftliche Debatte darum läuft ja bereits und mit diesem gemeinsamen Antrag zeigt der Landtag deutlich, dass wir uns an ihr beteiligen wollen.
Wenn es nach mir geht, gerne so ergebnisoffen wie möglich. Das bedeutet auch, über das Ziel zu diskutieren. In unserem Antrag formulieren wir, dass es einen Gedenkort für die Opfer der Corona-Pandemie geben soll. Eine Gedenkstätte also als Ort der Trauer, der vielleicht auch in der Lage ist, Hoffnung zu geben. Ob hier ein dezentraler oder ein zentraler Ansatz richtig ist, müssen wir diskutieren. In der italienischen Stadt Casalpusterlengo hat man sich für diesen Weg entschieden.
Denkbar wäre aber auch ein Denkmal. Ein Denkmal für die Held*innen der Krise. Für die Menschen, die uns auch in den letzten Monaten unter erschwerten Bedingungen, hohem Leistungsdruck und mit einem persönlichen Gesundheitsrisiko durch diese Pandemie getragen haben, auf dass die systemrelevanten Arbeiter*innen nie mehr in Vergessenheit geraten. In New York hat man sich für diesen Weg entschieden.
Ein dritter Weg wäre etwa auch ein Mahnmal. Und damit auch ein Ort, der mit der Politik kritisch ins Gericht geht und daran erinnert, dass ein Staat auf eine Pandemie und ähnliche Bedrohungen besser vorbereitet sein muss. Und der vielleicht auch auf etwaige Fehlentscheidungen der letzten Monate eingeht. Hierzu wird es aber einen noch längeren Prozess brauchen, ein Beispiel dafür gibt es bislang nicht.
Es wird klar: wir begehen heute einen Weg, bei dem wir nicht wissen, wo wir landen werden. Wir fahren quasi auf Sicht, wie passend.
Ebenso passend und wichtig wird es sein, den Weg mit anderen zu gehen. Mit der Wissenschaft, mit Opfern und mit jenen, die uns durch diese Zeit getragen haben und auch heute noch tragen.
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