In der Pandemie sind wir nicht alle dem gleichen Risiko ausgesetzt. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit Corona zu infizieren, steht in unmittelbarem Zusammenhang damit, wie sehr ich mich davor schützen kann und ob Job und die eigenen Lebensumstände die Verbreitung des Virus besonders bestärken. Klar gesagt: Wenn ich eine Arbeit habe, die sich nicht ins Home Office verlegen lässt, ich täglich Bus fahren muss und auf engem Raum mit mehreren Menschen zusammen wohne, ist mein Infektionsrisiko einfach deutlich höher, als wenn ich zu zweit auf 120 Quadratmeter den halben Tag im Arbeitszimmer verbringe und alle Erledigungen mit dem eigenen PKW erledigen kann.
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass es in Gaarden und Mettenhof auch im April besonders viele Corona-Infektionen gab. Es sind die einzigen beiden Kieler Stadtteile mit mehr als 100 Infektionen (Mettenhof: 163 und Gaarden: 222 im April).
Dagegen hilft auch kein “hartes Durchgreifen”. Die gezielten Kontrollverschärfungen auf dem Vinetaplatz, die zu zahlreichen Ordnungsgeldern geführt haben, halte ich daher für den falschen Lösungsansatz. Die Kontrollen mögen die Disziplin, die eigene Maske korrekt zu tragen, vielleicht erhöhen, aber die Akzeptanz gewinnt dadurch nicht. Zumal 150 Euro Bußgeld für viele der Kontrollierten eine schmerzhaft hohe Summe ist.
Statt solcher Belehrungen, braucht es Impfungen. Es wäre epidemiologisch betrachtet der richtige Weg, jetzt mit mobilen Impfteams in diese Stadtteile zu gehen und die Impfquote dort zu erhöhen. Selbstverständlich verbunden mit einer Kommunikationsoffensive. Denn die Hausärzt*innen alleine werden hier die Aufgabe nicht erfüllen können.
Bildnachweis oben: Gustavo Fring via Pexels
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