Die Selbstdarstellung
Vor einigen Tagen saß ich mit einer Freundin bei einem Bier an der Förde und wir stritten über die Selbstdarstellung von Politiker*innen. Auch die von mir.
Wie geht man als Politiker*in mit Öffentlichkeit und insbesondere den sozialen Medien um, ohne dabei völlig zum Trottel zu werden? Lange Zeit war Facebook für mich Spielplatz und Mittel zum Zweck zugleich. Zum einen teilte ich Dinge mit, die ich für irgendwie interessant oder relevant hielt und zum anderen dokumentierte ich meinen politischen Alltag. Nicht als Werbung, sondern als Informations- und Rechenschaftsbericht. Denn ich wurde für Aufgaben gewählt und ich hatte den Anspruch auch zurückzuspielen, was ich denn aus diesem Vertrauensvorschuss so mache.
Heute hat sich das ein Stückweit geändert. Heute sind die sozialen Medien für mich auch Resonanzraum und Plattform zur Werbung. Für mich. Nicht nur für meine Ideen, sondern auch für mich als Person. Das ist befremdlich.
Politik in einer repräsentativen Politik kann und sollte allerdings keine scharfe Trennung von Inhalten und Personen vollziehen. Bei Wahlen geben Bürger*innen ein Stück ihrer Souveränität ab und vertrauen es einer Person oder Partei an. In den Parlamenten liegt das, was aus dieser übertragenen Souveränität wird, am Ende in den Händen von Einzelpersonen. Das fällt häufig gar nicht weiter auf, weil eben doch im Sinne der Fraktion, Koalition und dem Wahlprogramm entschieden wird. Manchmal aber eben auch nicht.
Viele politische Entscheidungen stehen in keinem Wahlprogramm. Wie wird auf plötzliche Krisen reagiert? Keine Partei hatte einen klaren Umgang mit der Finanzkrise im Wahlprogramm. Häufig stellt sich die politische Wirklichkeit auch komplexer dar, als es die Entscheidungen in Wahlprogrammen leisten können. Politiker*innen müssen Grauzonen erkunden und Abwägungen vollziehen. Hier entscheiden Menschen. Wähler*innen müssen diese Menschen kennen, um abschätzen zu können, ob es sinnvoll ist, ihnen einen Vertrauensvorschuss – und etwas anderes sind Wahlen nicht – zu gewährleisten.
Dabei darf die Person niemals vor den Inhalten stehen oder sie gar verbergen. Diese Gefahr wohnt den sozialen Medien häufig jedoch inne. Facebook, Twitter & Co sind oberflächliche, verkürzende und meistens unseriöse Instrumente. Sie pflegen die Kultur, Leben als eine Aneinanderreihung von Highlights darzustellen. So sieht allerdings weder das Leben, noch die Politik bei Lichte betrachtet aus.
Trotzdem stellen sie die beste Möglichkeit dar, mit Menschen in direkten Kontakt zu treten. Gerade mit jungen Menschen. Dabei liegt die Verantwortung wie immer bei denen, die Inhalte schaffen. Natürlich ersetzt das keine Quellenkritik derer, die Inhalte konsumieren. Trotzdem müssen Menschen, die sich in soziale Medien darstellen, darauf achten, authentisch zu sein. Es geht auch darum, trotz des Highlight-Fetisch der soziale Medien, hin und wieder Fehlbarkeit und Scheitern abzubilden.
Was bedeutet das für mich?
Ich bin im Internet aufgewachsen und habe es immer als einen Resonanzraum betrachten, in dem ich mich an Debatten beteilige, Inhalte konsumiere und selber welche schaffe. Ich möchte für die Landesliste der Grünen in Schleswig-Holstein kandidieren. Das verändert die Herangehensweise etwas, aber nicht völlig. In Zukunft werde ich möglicherweise etwas intensiver online arbeiten und Formate probieren, um für meine Inhalte – und auch meine Person – zu werben. Dazu werden Selfies und Videos gehören. Das fühlt sich vielleicht noch ungewohnt an, aber es ist Teil eines Spielfeldes, auf dem ich mich entschieden habe, mitspielen zu wollen. Wichtig bleibt: Nicht zum Trottel werden und sollte es doch soweit kommen, braucht es Freund*innen, die es einem bei einem Bier an der Förde auch sagen.
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