Am 3. Juni hatte ich nach einer gefühlten Ewigkeit mein erstes Panel in Präsenz. Beim Waterkant Festival durfte ich über Blockchain diskutieren. Ein guter Anlass, um auch hier einige Gedanken dazu aufzuschreiben.
Was die Blockchain ist, erklären zahlreiche Drei-Minuten-Videos auf YouTube mehr oder weniger gut. Ich spare mir also die üblichen drei Sätze, um diese Technologie verkürzt darzustellen.
Als Politiker ist es nicht klug, Zukunftsprognosen abzugeben. Insbesondere dann nicht, wenn man noch so jung ist, dass man womöglich an diesen Prognosen sogar gemessen werden kann. Ich tue es trotzdem: Viele Menschen haben in den letzten Jahren die These vertreten, dass die Blockchain-Technologie in der Lage ist, unsere Gesellschaft so sehr zu verändern wie zuletzt das Internet. Ich halte diese steile These für Unsinn.
Im Kern handelt es sich bei der Blockchain um eine Technologie aus den 1990er Jahren, die als Hashkette allerdings nicht so recht an Relevanz gewann. Das änderte sich schließlich mit der Krypto”währung” Bitcoin. Denn Bitcoin basiert auf der Blockchain-Technologie, um direkte Beziehungen bei den Transaktionen zu ermöglichen, Banken abzuschaffen und auch sonst alles anders zu machen.
Aber welche Anwendungsfälle gibt es über Bitcoin hinaus? Naheliegend wäre die Anwendung bei der Verifizierung von Lieferketten wie etwa bei Futtermitteln in Mastbetrieben zum Vermeiden von Krankheiten. Aber auch in der Energiewirtschaft kann es beispielsweise interessante Anwendungen geben für dezentrale Angebote oder Bürger*innenwindparks. Nach diesen Stichworten wird es oft aber recht still. Mit der Revolution, die das Internet in beinahe jedem Bereich ermöglichte, ist das nicht vergleichbar.
Es lässt sich recht einfach ausdrücken: Wir sollten die Blockchain dann in Betracht ziehen, wenn…
- nachträgliche Veränderungen unser Bedrohungsszenario darstellen und
- einer externen Instanz nicht vertraut werden kann
Bei Bitcoin ist beides gegeben. Ob es das wert ist, lässt sich diskutieren. Denn Bitcoin wird längst nicht so oft als geheimes Zahlungsmittel für Unterdrückte in autokratischen Regimes genutzt. Es ist ein libertärer Spielplatz für Profitgier und basiert am Ende doch wieder auf der Ausbeutung des Planeten. Das globale Bitcoin-Game hat einen Stromverbrauch, der 20% des Energieverbrauchs von ganz Deutschland entspricht. Das ist absurd.
Der Wert technologischen Fortschritts sollte allerdings nicht singulär an einzelnen Produkten festgemacht werden. So wird es immer “Abfallprodukte” und Weiterentwicklungen geben, die es besser machen können. Blockchain – it’s still a hype, der langsam auch mal enden kann. Alle Potenziale sind dennoch bisher nicht gehoben, was wir ändern sollten. Wir brauchen nämlich auch die kleineren Revolutionen.
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