Und wieder haben wir ein schwieriges und turbulentes Jahr hinter uns. Denn auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie, sorgt trotz mittlerweile ausreichender Impfangebote die vierte Welle und die Sorge um mögliche Auswirkungen der Omikron-Variante bei vielen Menschen für viel Verunsicherung in der Weihnachtszeit. Ein erneuter Lockdown wie im Jahr zuvor scheint in Anbetracht der hohen Infektionszahlen und unklaren Faktenlage zu Omikron nicht mehr ausgeschlossen. Viele Menschen sind durch die Krise verängstigt, die meisten zumindest besorgt.
Gleichzeitig hatte auch die rechte Szene ein ereignisreiches Jahr. Nach wie vor sehen rechte und rechtsextreme Gruppierungen in der Corona-Krise einen geeigneten Nährboden, um ihren menschenverachtenden Hass und ihre Spaltungsabsicht in der breiten Gesellschaft zu sähen. Insbesondere die Diskussion um eine mögliche Impfpflicht versuchen sie hierbei aktuell zu instrumentalisieren, um die Angst und Verunsicherung vieler Bürger*innen zu nutzen, um ihre eigene politische Agitation voranzutreiben.
Seit 2018 veröffentliche ich in Zusammenarbeit mit meinem Team diese Broschüre gegen rechte Argumente am Weihnachtstisch. Sie geht somit nun in die vierte Auflage. Während wir in den letzten Jahren ein Glossar für einige Begriffe aus dem rechten Spektrum eingearbeitet haben, konzentrieren wir uns in diesem Jahr auf die Broschüre im Kern.
Unsere Absicht ist es, weiterhin den Fokus auf den Umgang mit nahestehenden Menschen aus der Familie und dem Freund*innenkreis zu legen, die nach rechts abdriften oder bereits abgedriftet sind. Hierzu verwenden wir exemplarisch die Situation beim weihnachtlichen Familienessen. Wie können Menschen, die sich mögen, aber unterschiedliche Ansichten haben, ohne Eskalation miteinander reden? Und wie schafft man es dennoch, dem eigenen Anspruch zu genügen und nicht einfach alles überhören zu wollen?
Mit den Querdenker*innen konnte sich zu Beginn der Corona-Pandemie eine PEGIDA-ähnliche Bewegung etablieren, die von Diktatur und Lügenpresse spricht, Impfgegner*innen sich durch das Tragen gelber Judensterne mit Holocaust-Opfern gleichsetzen und damit die Schreckensherrschaft der Nazis relativieren und somit am Ende des Tages das gleiche menschenfeindliche und demokratiezersetzende Gift in der Gesellschaft verbreiten. Auch wenn bis heute sicherlich auch Menschen bei den Querdenker*innen teilnehmen,
die keinem geschlossen rechtsextremen Weltbild folgen, so haben sie doch in Teilen rechtes Gedankengut verinnerlicht und die Ablehnung demokratischer Institutionen und Prozesse im selben Maße normalisiert wie zuvor schon PEGIDA und HOGESA.
Dass die Szene rund um die Querdenker*innen im Verlauf der Pandemie einen zunehmend gewaltbereiten Radikalisierungsprozess durchlaufen hat, zeigen nicht zuletzt die vielen zutiefst beunruhigenden Schlagzeilen der letzten Monate: ein Fackelaufmarsch vor dem Wohnhaus der sächsischen Gesundheitsministerin, Brandanschläge auf Corona-Teststationen, Morddrohungen gegen den sächsischen Ministerpräsidenten sowie zahlreiche tätliche Übergriffe auf Kontrolleur*innen der Hygieneregeln. Den traurigen Höhepunkt dieser Gewaltbereitschaft stellt der Mord von Idar-Oberstein im September diesen Jahres dar, bei dem ein 49-jähriger Mann einen jungen Tankstellen-Mitarbeiter erschoss, weil dieser ihn mehrfach auf die Maskenpflicht hinwies. Diese Gewalttaten zeigen, dass es sich hierbei nicht um ein paar harmlose Spinner*innen handelt, sondern um oftmals gut organisierte und gefährlich agitierte Täter*innen mit Verbindungen ins rechte Milieu, die leichtfertig das Allgemeinwohl des Landes gefährden. Es ist ein offener Angriff auf unsere Demokratie, dem wir uns politisch und gesamtgesellschaftlich mit voller Kraft geschlossen entgegenstellen sollten.
Oft beginnt so ein Radikalisierungsprozess mit Worten. Neben den üblichen rechten Parolen von der „Islamisierung des Abendlandes“ bis zur „Verschwulung der Männer“ gesellen sich dieses Jahr auch allerlei Verschwörungserzählungen aus der Corona-Leugner*innenszene an den Weihnachtstisch. Auch aus diesem Grund ist diese Broschüre aktueller denn je.
Ich wünsche Dir viel Spaß beim Lesen, ein schönes und friedliches Weihnachtsfest und viel Erfolg beim Diskutieren.
Monika Grickschat meint
Hallo, Herr Petersdotter! Am gestrigen Montag war ich Teilnehmerin der Demonstration für eine freie Impfentscheidung. Da ich im letzten Artikel von Herrn Schekahn über die vorige Demonstration (KN Preetz) las, dass dort Parteiangehörige der AfD teilgenommen hatten, trug ich gestern ein Schild mit meiner Forderung für eine freie Impfentscheidung und dem Zusatz Nazis raus. Ich kann Ihnen versichern, dass ausser mir noch sehr viele andere teilnehmende Menschen nichts, aber auch gar nichts, mit der AfD zu tun haben wollen und gegen deren Vereinnahmung sind. Ich habe mich gewundert, dass sich das BündnisgegenRechtsPreetz einfach zu der Gegen demonstration gesellt. Bitte beachten Sie, dass die Themen Impfung und Rechtsextremismus differenziert zu behandeln sind. In dieser komplexen Angelegenheit können sich sonst Allgemeinheiten und Verwaschungen einstellen, die die Gefahr von Funktionalisierungen ^verschiedener Positionen beinhalten. Wir lassen uns nicht vor den Karren der AfD sperren!